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Kiess liefert Strahl- und Beschichtungstechnik für Windkraftanlagen

Die Windenergie ist in Deutschland mittlerweile die wichtigste regenerative Form der Stromerzeugung, noch vor der Stromproduktion aus Wasserkraft. Windkraftanlagen wandeln die kinetische Energie des Windes in elektrischen Strom um. Die größten Serien-Anlagen verfügen mittlerweile über Nennleistungen von bis zu 5 Megawatt. Diese Anlagen sind vor allem für die Offshore-Windenergie vorgesehen. Auch die Umrüstung alter, bereits bestehender, Anlagen auf moderne und leistungsfähigere Systeme bringt einen wachsenden Markt für die Fertigung der Stahltürme und Fundamentträger, auf welchen sich die Generatoren und Flügel abstützen.

Um diesem steigenden Bedarf nachkommen zu können, werden laufend weitere Hallen errichtet, in denen die Windkrafttürme bzw. die Fundamentträger (Tripods) der Offshore-Anlagen gestrahlt und beschichtet werden können.

Die Firma Kiess GmbH & Co. KG aus Mülheim im Ruhrgebiet ist verstärkt in diesem Bereich tätig. Nachfolgend werden zwei Anlagen beschrieben, welche für die Turmund für die Tripodfertigung eingesetzt werden.

KIESS - Strahlhalle für Offshore Fundamente
Strahlhalle für Offshore Fundamente

Bei der Turmfertigung zeichnen sich die Strahl- und Beschichtungshallen dadurch aus, dass die Türme komplett in der Halle bearbeitet werden können. Hierdurch ergeben sich Hallenabmessungen von bis zu 100 m Länge für den Offshore - Bereich und immerhin noch bis zu 40 m für den Onshore–Bereich.

Die Türme werden über ein Gleissystem in die Strahlhalle gefahren und dort manuell von bis zu sechs Mitarbeitern gestrahlt. Sie können auf dem Gleiswagen gedreht werden, so dass alle Arbeiten auf Bodenniveau ausgeführt werden. Sämtliche Arbeitsschritte erfolgen sowohl für die Turminnen- als auch für die Turmaußenflächen. Das verbrauchte Strahlmittel wird einer Vibrationsförderrinne zugeführt. Diese ist im Boden eingelassen und verfügt über Speichertrichter, welche das Strahlmittel dosiert der Rinne zuführen. Diese ist auf Schwingelementen gelagert, so dass über einen Excenterantrieb das Strahlmittel transportiert wird. Dieses System hat keine mechanisch bewegten Teile und arbeitet daher nahezu verschleißfrei. Das Strahlmittel wird anschließend über ein Becherwerk hoch gefördert und dem Strahlmittelreiniger zugeführt. Das aufbereitete Strahlmittel wird in einem Silo gespeichert und wieder den Strahlkesseln zugeleitet. Zum Abblasen der Oberfläche können die Strahldüsen verwendet werden, da das Strahlmittel per Fernbedienung abgestellt werden kann.

Das Strahlmittel, welches sich innerhalb des Turmes befindet, wird über einen Saugschlauch zu einem Vakuumsilo gefördert, welches das Strahlmittel wieder der Vibrationsrinne zuführt. Der Vakuumluftstrom wird über eine leistungsstarke Sauganlage erzeugt und fördert mehrere Tonnen Stahlkies in der Stunde. Die staubhaltige Luft wird über Filteranlagen aus dem Raum abgesaugt und mittels Patronenfilter gereinigt. Die Luftleistung beträgt, je nach Raumgröße, bis zu 80.000 m3/h. Die Abreinigung der Patronen erfolgt mit Druckluft während des Betriebes und ermöglicht somit eine kontinuieliche Arbeitsweise. Im Winter kann zur Einsparung von Heizkosten ein Teil der gereinigten Fortluft wieder der Strahlhalle zugeführt werden.

Nach dem Strahlen und Reinigen können die Türme teilweise oder komplett verzinkt werden. Hierzu stehen separate, spezielle Filteranlagen zur Verfügung. Anschließend werden die Türme aus der Halle herausgefahren und in die Beschichtungshalle gebracht.

Im Airless-Verfahren werden die Türme manuell innen und außen beschichtet. Der gesamte Hallenbereich ist ex – geschützt ausgeführt. Die Frischluft wird von außen angesaugt und erwärmt und gefiltert der Halle im Deckenbereich zugeführt. Alle üblichen Heizmedien, wie z.B. Gas, Öl oder Warmwasser können verwendet werden. Die Erfassung der lösemittelhaltigen Hallenluft erfolgt an der Seitenwand über Absaugkästen mit integrierten Filtermatten zur Abscheidung der Farbpartikel. Anschließend wird diese Luft einem Nachfilter zugeführt, wo die Farbpartikel weiter ausgefiltert werden. Die Luft enthält nun nur noch Lösemittelanteile, welche in der dritten Reinigungsstufe über eine thermische Nachverbrennung aus der Fortluft entfernt werden. Abschließend kann die Luft über Dach in die Umgebung geleitet werden.

Nach dem Beschichten dient die Anlage zur Trocknung der Türme. Hierzu wird die Abluft erneut erhitzt und wieder der Beschichtungshalle zugeführt. Durch die erhöhte Temperatur wird der Trocknungsprozeß der Farbe erheblich verkürzt.

KIESS Anlagentechnik zum Strahlen der Windkrafttürme
Anlagentechnik zum Strahlen der Windkrafttürme

Die Luftmengen sind dem Farbdurchsatz und dem Lösemittelanteil angepasst, so dass die thermische Nachverbrennung einen wirtschaftlich optimalen Betriebspunkt erreicht. Sie liegen üblicherweise je Halle bei ca. 50.000 m3/h.

Um die besonderen Anforderungen an die Offshore - Anlagen auf offenem Meer zu erfüllen, ist der Einsatz sehr sorgfältig ausgewählter Technik notwendig. Denn die Bedingungen in mehr als 20 m Wassertiefe und bis zu 100 km Entfernung zur Küste sind alles andere als einfach. Bei der Herstellung der Tripods wird daher eine andere Transportlogistik zugrunde gelegt. Durch die Größe und Schwere der Bauteile ist der Transport sehr aufwendig. Ähnlich wie bei Schiffswerften erfolgt daher das Strahlen und Beschichten in einem Raum.

Mit Raumabmessungen von ca. 50 x 30 x 30 m ist genug Platz vorhanden, um zwei Tripods gleichzeitig zu bearbeiten. Die Anlagentechnik ist komplett an einer Längsseite auf mehreren Etagen aufgebaut.

KIESS Strahlhalle für Windkrafttürme
Strahlhalle für Windkrafttürme

Die Strahlbearbeitung erfolgt analog zu der Turmherstellung mit bis zu sechs Strahlern, welche manuell die Oberfläche behandeln. Die Rückförderung erfolgt über eine mehrteilige Vibrationsförderrinne, welche insgesamt eine Länge von 50 m hat. Die Aufbereitung des Strahlmittels erfolgt über ein Becherwerk mit Reiniger in ein Silo mit einem Fassungsvermögen von ca. 50 Tonnen Stahlkies. Zwei Sauganlagen mit je 75 kW Antriebsleistung ermöglichen das Rücksaugen auch größerer Mengen Strahlmittel in kürzester Zeit. Die installierte Lüftungsleistung entspricht einem Volumenstrom von 200.000 m3/h. Generell wird die Luft von außen angesaugt. Diese wird vorgefiltert und erwärmt der Strahlund Beschichtungshalle zugeführt. In beiden Betriebsarten wird das gleiche Heizungssystem verwendet. Im Winter ist beim Strahlen daher ebenso eine Beheizung möglich wie beim Trocknungs- oder Beschichtungsbetrieb. Eine integrierte Wärmerückgewinnung spart zusätzlich Heizkosten ein. Dieses Konzept wurde vom Schiffsbau übernommen und hat sich bereits bei mehreren Werften bewährt. Insgesamt ist bei dieser Anlage eine elektrische Leistung von ca. 700 kW installiert.

Alle Anlagen entsprechen dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik, d.h. alle Strahler arbeiten mit Totmannschalter. Eine Schnellabschaltung reduziert die Abschaltzeit des Kessels auf unter eine Sekunde. Die Mitarbeiter können von außen beobachtet werden und selbstverständlich ist ein Arbeiten nur möglich, wenn die Lüftungstechnik in Betrieb ist und die Tore verschlossen sind.