Während früher die Art des Strahlmittels bereits aus der Bezeichnung „Sandstrahlen“ eindeutig
hervorging, so muss man heute zwischen verschiedenen Strahlmitteln unterscheiden.
Der früher eingesetzte Quarzsand darf aufgrund der Silikosegefahr heute
nur noch mit einer Sondergenehmigung benutzt werden, die bei den zuständigen
Stellen zu beantragen ist. Silikose ist eine Krankheit (auch Staublunge genannt)
bei der feinster Quarzstaub in die Lunge eindringt und dort die Lungenbläschen
verklebt.
Mit dem Strahlverfahren werden heute die verschiedensten Arbeiten durchgeführt.
Dementsprechend groß ist die Anzahl der Strahlmittel, die auf den jeweiligen
Arbeitszweck abgestimmt werden. Ein universelles Strahlmittel gibt es nicht.
Entscheidend ist neben der Wahl des Strahlmittels auch die Auswahl der entsprechenden
Korngrößen. Größere Körner übertragen eine
höhere kinetische Energie und sind somit gut geeignet, um z.B. dicke
Schichten aufzubrechen. Eine schnellere und gleichmäßigere Reinigung
erzielt man jedoch mit einer hohen Anzahl kleinerer Körner.
Neben einigen sehr speziellen Strahlmitteln haben sich Schlacke, Korund,
Stahlkies und Glas durchgesetzt.
3.1 Schlackestrahlmittel
Prinzipiell kann Schlackestrahlmittel überall dort eingesetzt werden,
wo früher mit Quarzsand gearbeitet wurde. Eine Umrüstung bestehender
Anlagen ist nicht erforderlich. Da Schlackestrahlmittel zu 50% zu Staub zertrümmert
wird, ist ein Einsatz mit anschließender Aufbereitung mit großem
Aufwand verbunden. Aufgrund der damit verbundenen hohen Staubentwicklung
muss bei Arbeiten im Freien die Arbeitsstätte eingehaust werden.
3.2 Korund
Korund gilt als das wichtigste synthetische Strahlmittel und enthält
kein Eisen. Es besteht unter anderem aus Aluminiumoxid und Siliziumdioxid.
Kieselsäure liegt nur in gebundener Form vor. Da es mit unterschiedlichen
Al2O3 - Gehalten hergestellt werden kann, wodurch sich die Härte variieren
lässt, kann es für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden. Desweiteren
wird Korund in verschiedenen Qualitäten ausgeliefert. Man unterscheidet
zwischen einem preisgünstigen Regenerat, Elektrokorund und dem teuren
Edelkorund.
Korund ist für den Recycling – Einsatz geeignet. Aufgrund seiner
Härte kann ein Normalkorund mittlerer Qualität ca. 20 – 25-mal
im Umlauf eingesetzt werden. Dadurch reduziert sich die notwendige Strahlmittelmenge
im Vergleich zu Schlackestrahlmitteln auf ca. 1/20. Auch nach mehreren
Durchläufen verliert das kantige Korund nicht seine Form. Aufgrund seiner
Geometrie ist es für den Einsatz in Schleuderrädern nicht geeignet.
3.3 Metallisches Strahlmittel
Beim stationären Strahlen haben metallische Strahlmittel wie Stahlkies
die größte Bedeutung, da sie aufbereitet werden können und
somit die Betriebskosten gering halten. Hergestellt wird das Strahlmittel,
in dem man geschmolzenes Metall mit einem Wasser- oder Dampfstrahl granuliert.
Auch metallische Strahlmittel sind in verschiedenen Härten lieferbar.
Hartguss weist die größte Härte und Abrasivität auf,
andererseits ist es auch das sprödeste Strahlmittel mit einer entsprechend
kurzen Standzeit.
Beim Druckluftstrahlen kann metallisches Strahlmittel ca. 100- bis 200-mal
wiederverwendet werden, bevor es zu Staub zerfällt. Da hier die kinetische
Energie beim Auftreffen auf einen Punkt konzentriert ist, ergeben sich hohe
Strahlleistungen. Aufgrund des hohen Verschleißes ist in Schleuderrädern
der Einsatz von kugeligem Strahlmittel notwendig.
Alternativ zum Stahlkies und Hartgussgranulat sind auch Drahtschnitte als
Strahlmittel erhältlich. Hierbei handelt es sich um einen geschnittenen
Draht mit zylindrischer Kornform. Stahldraht verfügt über eine
sehr lange Standzeit. Da es jedoch wesentlich teurer ist und nicht so schnell
arrondiert wie Stahlguss, konnte es sich bis jetzt nicht durchsetzen. Der
Marktanteil liegt bei ca. 15%.
3.4 Glasstrahlmittel
Glasstrahlmittel ist silikosefrei und somit unbedenklich. Es besteht hauptsächlich
aus gebundenem Siliciumdioxid. Kantiges Glas überzeugt durch gute Strahlleistungen,
es zerkleinert sich jedoch relativ schnell. Aufgrund des hohen Preises wird
Glasstrahlmittel nur dort eingesetzt, wo anderes Strahlmittel aufgrund
seiner chemischen Zusammensetzung oder mechanischen Eigenschaften nicht eingesetzt
werden kann.
Wichtiger ist der Einsatz von Glasperlen, die aus einer Schmelze gewonnen
werden. Dieses kugelige Material ist mit verschiedenen Durchmessern bis 0,63
mm erhältlich. Aufgrund der geringen Kornmasse eignen sich Glasperlen
hauptsächlich zu Oberflächenfinish oder Reinigungsaufgaben. Auch
Oberflächenverhärtungen (shot peening) können hiermit durchgeführt
werden.
4. Leistungsbeurteilung des Strahlens mit Strahlmittel
Eine Leistungsbeurteilung aller Strahlverfahren mit Strahlmittel kann über
die erzeugte kinetische Energie EK und deren Leistung beim Aufprall auf die
Oberfläche vorgenommen werden.
Um einen Körper zu beschleunigen und ihn auf eine möglichst hohe
Geschwindigkeit zu bringen, muss Arbeit verrichtet werden. Diese steckt dann
in Form von kinetischer Energie im Körper.
Wenn
EK = kinetische Energie des Körpers (Nm oder Joule)
m = Masse des Körpers (kg)
v = Geschwindigkeit des Körpers (m/s)
dann gilt
Daraus ist zu erkennen, dass
die Veränderung der Masse lineare und
die Veränderung der Geschwindigkeit quadratische
Auswirkung hat.
Die kinetische Energie des Strahlmittels wächst bei gleicher Geschwindigkeit
mit steigender Masse linear.
Die kinetische Energie des Strahlmittels wächst bei gleicher Masse mit
steigender Geschwindigkeit quadratisch.
Einfluss der Korngröße des Strahlmittels auf das Strahlergebnis
Mit einer Verminderung der mittleren Korngröße erhöht sich
die Anzahl der Körner in exponentieller Weise.
„Mit feinem Strahlmittelkorn erzielt man die maximale Bedeckung.“
„Mit grobem Strahlmittelkorn erzielt man die maximale Rautiefe
und Reinigung.“
Bedeckung ist ein Maß für die Einschläge pro mm².
Das abgeworfene Strahlmittelgewicht (M) pro Zeiteinheit
Das mittlere Korngewicht (m)
Ergebnis:
Wenn sich der Durchmesser des Kornes verdoppelt
dann wird sich
das Korngewicht verachtfachen
die kinetische Energie verachtfachen
die Bedeckung auf ein Achtel reduzieren.
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